Erzählcafé

Studierende der Hochschule Coburg, Fakultät Soziale Arbeit, haben im Masterstudiengang »Soziale Arbeit: Bildungs- und Kulturarbeit« das Format »Erzählcafé« im Flechtwerk Almerswind durchgeführt – mit großem erfolg.

Hier ihr Bericht, erschienen in »SoGelesen« No.20, dem Newsletter der Fakultät Soziale Arbeit.

Erzählcafé in Almerswind

Carolin Löwe und Franziska Geißel, 3. Semester Master Soziale Arbeit (Vertiefung Bildungs- und Kulturarbeit)

Wir Studierenden des Masters »Soziale Arbeit: Bildungs- und Kulturarbeit« haben gemeinsam mit Prof. Björn Bicker und dem Flechtwerk in Almerswind ein Begegnungsprojekt ins Leben gerufen. Der Schwerpunkt ist, vor allem die Menschen und ihre Geschichten in Almerswind kennenzulernen. Almerswind ist ein Dorf im Landkreis Sonneberg/Thüringen, das zu DDR-Zeiten im Sperrgebiet im Schatten der Mauer lag, die Deutschland in Ost und West geteilt hat. Es geht hier darum, einen gemeinsamen Austausch zu schaffen. Studierende einer westdeutschen Hochschule treffen auf Bewohner:innen eines ostdeutschen Dorfes. Um gegenseitiges Vertrauen zu erreichen, ist es uns besonders wichtig, sich im persönlichen Austausch wert- und vorurteilsfrei zu begegnen. Es geht hier um die Geschichten der Menschen in Almerswind, egal ob um ihre Vergangenheit, Gegenwart oder auch die Zukunft. Es geht um Wertschätzung und darum, voneinander zu lernen.

Über zwei Semester hinweg haben wir Studierenden das Projekt eines Erzählcafés entwickelt, was bei den Bewohner:innen auf viel Zustimmung gestoßen ist. Diese haben das Angebot, ihre Geschichten erzählen zu können, freudig angenommen.

Der Infoabend startet mit Kaffee und Kuchen und den ersten Geschichten über das Dorf. So wurde direkt über den ehemaligen Dorflehrer und seine Ziegen, den Konsum und generell über den Alltag im Grenzgebiet erzählt. Man hatte das Gefühl, der Infoabend verwandelte sich in das erste Erzählcafé.

Erstes Erzählcafé (Foto: Franziska Geißel)
Erstes Erzählcafé (Foto: Franziska Geißel)

Das erste offizielle Erzählcafé fand einige Wochen später zum Thema Wendezeit statt. Diesmal wurden die Teilnehmenden von uns Studierenden in kleinere Gruppen aufgeteilt, damit alle, die wollen, die Möglichkeit bekommen, ihre Geschichten zu erzählen. Der Traum: Ein Bier in Weißenbrunn, das größte Glück, Trabi Marke Eigenbau, Umbruch nach der Wende auf allen Ebenen im Leben, Vorurteile, Kerwa und vieles mehr wurde mit uns geteilt.

Beim zweiten Erzählcafé gab es eine Ortsbegehung mit einem Teil der Almwerswinder, während der andere Teil im Flechtwerk sitzend erzählte. Bei der Runde durchs Dorf wurden viele Erinnerungen geweckt wie die, dass das ganze Dorf ein großer Spielplatz war. So wurde sich an die Korbvase während des Hochwassers erinnert, auch an die Schule, in der nun Wohnungen sind sowie das Schloss, in dem der Kindergarten für eine gewisse Zeit war, aber auch die Umgebung, wo einst die Fußballtore standen und die Dorfjugend gezeltet hat. Nach den vielen Geschichten wurde gemeinsam gegrillt mit Thüringer Bratwurst ohne Senf.

Gemeinsames Grillen beim Flechtwerk (Foto: Franziska Geißel)
Gemeinsames Grillen beim Flechtwerk (Foto: Franziska Geißel)

Wir Studierende freuen uns sehr darüber, dass das Projekt so gut angenommen wurde. Bei jedem der Treffen wurden viele persönliche und berührende Geschichten ausgetauscht, sodass ein gegenseitiges Vertrauen entstehen konnte. Für uns war es eine besondere Erfahrung, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen und Teil dieses Austauschs zu sein. Ein letztes Erzählcafé gemeinsam mit uns steht noch an, doch der Wunsch, dass weitere Erzählcafés auch in Zukunft stattfinden, besteht.